Wer braucht den Wehrdienst?

Wehrdienstleistende werden seit dem 1. Juli 2010 für nur noch sechs Monate in die Bundeswehr eingezogen. Der umstrittene Kompromiss der Regierungsparteien machte den Anfang umfangreicher anstehender Reformprozesse innerhalb der Bundeswehr, die zurzeit noch vom Verteidigungsministerium unter Minister zu Guttenberg erarbeitet werden. Nun soll sogar die Aussetzung oder die Abschaffung der Wehrpflicht in Erwägung gezogen werden, zum einen um die Struktur der Bundeswehr effektiver zu machen, zum anderen um den hohen Einsparungszielen zu Guttenbergs gerecht zu werden.

Es muss sich daher gefragt werden, ob wir und die Bundeswehr die Wehrdienstleistenden überhaupt brauchen. Andererseits kann man auch zur Diskussion stellen, ob die Wehrpflichtigen den Wehrdienst brauchen.

Die Wehrpflicht ist Bestandteil des Grundgesetzes, um bei militärischer Bedrohung die Bevölkerung für die Landesverteidigung mobilisieren zu können. Wir sind jedoch von Bündnispartnern umgeben und die Bundeswehr ist meist nur noch in spezialisierten Einsätzen in internationalen Missionen tätig, die für die Wehrdienstleistenden sowieso nicht in Frage kommen. Belastend hinzu kommt, dass der Wehrdienst derzeit Unmengen an Soldaten bindet. Trotz einer Viertelmillion Bundeswehrsoldaten ist mit 7000 Soldaten in Auslandseinsätzen das Maximum schon erreicht. Außerdem kann man mit der Abschaffung der Wehrpflicht auch gleichzeitig die stark kritisierte fehlende Wehrgerechtigkeit beseitigen und den jungen Männern ein eigenverantwortliches Leben ermöglichen.

Da die Chancen für eine Verfassungsänderung derzeit jedoch ziemlich gering sind, ist eine Aussetzung der Wehrpflicht eine glückliche Alternative. Die Vorteile der fehlenden Wehrdienstleistenden bleiben dabei erhalten.

Den Wegfall der Zivildienstleistenden muss man auf andere Weise kompensieren. Es soll nicht das Ziel der sozialen Dienste sein, ihr Pflege- und Betreuungsangebot durch unqualifizierte Zivildienstleistende abzusichern. Eine Stärkung der bereits bestehenden freiwilligen Dienste, wie das Freiwillige Soziale Jahr, kann dafür sorgen, dass die sozialen Dienste weiter unterstützt und Freiwilligkeit und gesellschaftliches Engagement bei jungen Leuten geachtet und gefördert wird.

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